Sehr geehrte Damen und Herren,


TÜV SÜD blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2019 zurück. Wirtschaftlich war es für unser Unternehmen ein erfolgreiches Jahr. Unser Umsatz stieg auf rund 2,6 Mrd. Euro, das entspricht einem Wachstum von 3,7 Prozent. In einem wirtschaftlich nicht immer einfachen Umfeld konnten wir uns damit gut behaupten und ein EBIT von rund 203 Mio. Euro sowie eine EBIT-Marge von 7,8 Prozent erzielen. Mehr als 25.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren zum Jahresende in unserem Unternehmen beschäftigt – an über 1.000 Standorten in aller Welt.


Dass das Jahr 2019 trotzdem als ein sehr herausforderndes in Erinnerung bleiben wird, liegt an einem Ereignis, das Ende Januar stattfand und den Vorstand das ganze Jahr hindurch intensiv beschäftigte: Am 25. Januar 2019 brach in Brasilien der Damm eines Rückhaltebeckens einer Eisenerzmine und löste eine Schlammlawine aus, die mehr als 270 Menschen tötete. Unsere 2013 erworbene brasilianische Tochtergesellschaft TÜV SÜD Bureau de Projetos e Consultoria Ltda. hatte einige Monate zuvor im Auftrag des Minenbetreibers Prüfungen am Damm durchgeführt.


Auch mehr als ein Jahr nach dem Dammbruch ist die Ursache für das Unglück nicht geklärt. Es gibt Untersuchungen und Ermittlungen auf verschiedenen Ebenen und von verschiedenen Institutionen. Wir haben unverändert großes Interesse an der Aufklärung der Unglücksursache und bieten den zuständigen Behörden und Institutionen in Brasilien und in Deutschland weiterhin unsere Kooperation an.


Unser Unternehmensclaim „Mehr Wert. Mehr Vertrauen.“ macht es anschaulich: Vertrauen ist für unsere Arbeit ganz zentral. Einerseits schaffen wir Vertrauen, indem wir für technische Sicherheit sorgen. Andererseits benötigen wir das Vertrauen der Menschen in die Objektivität, fachliche Kompetenz und die Neutralität unserer Arbeit. Indem wir nachhaltig agieren – und einen Kundenauftrag gegebenenfalls ablehnen, weil wir ihn beispielsweise nicht mit unserem Code of Ethics vereinbaren können –, stärken wir dieses Vertrauen, schützen Menschen und die Umwelt vor technischen Risiken und sichern damit langfristig die Zukunftsfähigkeit von TÜV SÜD.


Diese Zukunftsfähigkeit ist das zentrale Ziel unserer Unternehmensstrategie, die wir 2018 unter dem Titel „The Next Level. Together.“ in einem konzernweiten Prozess entwickelt haben, in den alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens eingebunden sind. Gemeinsam wollen wir TÜV SÜD voranbringen und „auf ein neues Level“ heben – oder, wie es der Titel dieses Geschäftsberichts sagt: „voranbringen“.


Mit einer Investitionssumme von mehr als 125 Millionen Euro haben wir im Jahr 2019 ein starkes Zeichen in Richtung Zukunft gesetzt. Ein Schwerpunkt lag weiterhin auf der Digitalisierung und der künftigen Mobilität. So haben wir beispielsweise in neue IT-Systeme, zukunftsweisende Prüfsoftware und in den Ausbau unserer digitalen Trainings investiert. Ende 2019 ging in China ein hochmodernes Prüflabor für Batterien von Elektrofahrzeugen in Betrieb, ein weiterer Ausbau unserer entsprechenden Prüfanlagen in Deutschland, Asien und den USA ist geplant. In Heimsheim in Baden-Württemberg entsteht bis Herbst 2020 ein neues Labor zur Bewertung der Umweltstandards von Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, Hybrid- und reinen Elektroantrieben.


Mit gezielten Investitionen in unsere Kerntätigkeiten – unter anderem in die technische Ertüchtigung rund um die Kfz-Hauptuntersuchungen in Deutschland – stärken wir auch unser klassisches Prüfgeschäft. Im Jahr 2019 hat auch unser neues Test-und-Entwicklungs-Zentrum für Tiefseepipelines in Schottland seinen Dienst aufgenommen, die Einweihung unserer neuen Asien-Zentrale in Singapur steht im Sommer bevor.


Als Unternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen, Umwelt und Sachgüter vor technischen Risiken zu schützen und so Fortschritt zu ermöglichen, durchzieht auch das Thema der Cyber-Security so gut wie alle unsere Tätigkeitsfelder. Als aktives Mitglied der „Charter of Trust“, einer internationalen Allianz für mehr Sicherheit im digitalen Raum, treiben wir dieses wichtige gesellschaftliche Thema auch im öffentlichen Diskurs aktiv voran.


Unsere Leitplanken bleiben Unabhängigkeit, Neutralität, Qualität und Kompetenz. Dies sind nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern wir füllen diesen Anspruch mit Leben: Unser umfangreiches Verhaltensregelwerk zu Qualität und Compliance ist fester Bestandteil unserer Unternehmenskultur. Unsere Mitarbeiter werden darin regelmäßig geschult, die Einhaltung wird kontinuierlich überprüft. Wir bekennen uns zu Vielfalt, Diversität und einem toleranten Miteinander in unserem Unternehmen. Durch eine permanente Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben wir zukunftsfähig und sichern unsere Werte sowie den hohen fachlichen Standard von TÜV SÜD, um auch neue technische Entwicklungen begleiten zu können.


Seit Anfang dieses Jahres stehen wir vor einer neuen Herausforderung: Das neuartige Coronavirus hat weltweit eine große Zahl Todesopfer gefordert, die staatlichen Maßnahmen vieler Länder zu seiner Eindämmung haben das öffentliche Leben und die Wirtschaft auf der ganzen Welt massiv beeinflusst. Niemand kann aktuell das gesamte Ausmaß der Folgen dieses Virus abschätzen. Eines aber ist sicher: Wir tun alles, um die Gesundheit unserer Mitarbeiter, ihrer Familien und unserer Kunden zu schützen. Gleichzeitig arbeiten wir intensiv daran, die wirtschaftlichen Folgen für TÜV SÜD abzufedern und unser Unternehmen sicher durch die Krise zu steuern. TÜV SÜD ist ein kerngesundes Unternehmen und finanziell gut dafür gerüstet.


Wir leisten dabei im Rahmen unserer Möglichkeiten einen aktiven Beitrag, um die Menschen auch in Krisensituationen sicher durch ihren Alltag zu begleiten und die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur zu gewährleisten – beispielsweise durch die Prüfung und Zulassung von Medizingeräten, die Prüfung und Zertifizierung im Bereich von Lebensmittelsicherheit und Hygiene. Oder im ganz konkreten Fall der Corona-Pandemie, indem wir beispielsweise in unseren Kfz-Prüfstellen auch in Zeiten weitreichender Schließungen dringend benötigte Prüfungen aufrechterhalten, um die Einsatzfähigkeit von Rettungskräften und Notärzten zu sichern.


Im Schulterschluss mit allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der ganzen Welt wollen wir transparent, offen und mit Augenmaß weitergehen. Dabei ist TÜV SÜD auf einem sehr guten Weg!

 

München, den 26. März 2020
Der Vorstand der TÜV SÜD AG

 

Prof. Dr.-Ing. Axel Stepken      Ishan Palit      Dr. Matthias J. Rapp
Vorsitzender des
Vorstands
     Mitglied des Vorstands      Mitglied des
Vorstands