Vorwort des Vorstands

Liebe Kundinnen und Kunden, Geschäftspartnerinnen und -partner, Interessierte an TÜV SÜD,

im vergangenen Jahr war die Welt mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert – von der Covid-19-Pandemie bis hin zu wachsenden geopolitischen Spannungen und Umweltkrisen. Der Krieg in der Ukraine, zunehmend angespannte Beziehungen zwischen den USA und China, unterbrochene Lieferketten, Energiekrise und Inflation sowie ein sich verschärfender Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in vielen Teilen der Welt – all das fordert unsere ganze Aufmerksamkeit. Trotz dieser Schwierigkeiten bleibt TÜV SÜD dem Ziel verpflichtet, durch Innovation und Nachhaltigkeit eine bessere Zukunft zu schaffen.

Unser diesjähriger Geschäftsbericht steht unter dem Motto „ONE TOMORROW“. Wir sind davon überzeugt, dass Optimismus und proaktives Handeln gerade in schwierigen Zeiten unerlässlich sind. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind komplex und mögen bisweilen entmutigen. Wir sind aber entschlossen, unseren Teil dazu beizutragen, eine bessere Zukunft zu schaffen.

Bei TÜV SÜD schützen wir seit fast 160 Jahren Menschen, Umwelt und Sachgüter vor technischen Risiken. Wir blicken neutral und unabhängig auf Technologien und können so innovative Lösungen für eine Vielzahl von Branchen und Märkten anbieten. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag: Wir schaffen Vertrauen in Technik und damit die Grundlage für Innovationen, die uns helfen, die Herausforderungen von heute und morgen zu lösen.

Die digitale Transformation und damit verbundene Schlüsseltechnologien – beispielsweise Künstliche Intelligenz (KI) und Cybersicherheit – nehmen eine zentrale Stellung in unserer Unternehmensstrategie ein. Wir arbeiten beispielsweise aktiv an der Entwicklung von Qualitätsstandards und Lösungen für die Zertifizierung von KI. Auch wir selbst setzen bei verschiedenen Dienstleistungen KI ein, etwa bei der Inspektion von Fassaden oder der automatisierten Prüfung der Vollständigkeit von Dokumenten. Im Bereich der Cybersecurity schaffen wir die Voraussetzungen für den Schutz von Daten, Prozessen, Systemen und Anlagen und tragen dazu bei, dass die Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft erfolgreich und vor allem sicher verlaufen kann.

Ein zentraler Begriff unserer Strategie 2025+ ist Nachhaltigkeit. Wir haben uns nicht nur das Ziel gesetzt, das nachhaltigste Unternehmen unserer Branche zu werden, sondern wir wollen unsere Kunden umfassend bei ihren eigenen Bemühungen unterstützen. So haben wir im Jahr 2022 die Erweiterung unserer Dienstleistungen rund um Wasserstoff vorangetrieben: „Grüner“ Wasserstoff kann eine Schlüsselrolle als Speichermedium von nachhaltig erzeugter Energie einnehmen und langfristig den Einsatz fossiler Energieträger stark reduzieren und in einigen Bereichen vollständig ersetzen. Die damit verbundene Reduzierung von Treibhausgasemissionen ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Klimawandel. Unter dem Schlagwort „H2readiness“ prüfen wir die Eignung von Kraftwerken für den Einsatz von Wasserstoff und zertifizieren diese in einem dreistufigen Verfahren. In zwei hochmodernen Laboren in Frankfurt am Main und in Garching bei München prüfen wir dazu auch Werkstoffe und Komponenten auf ihre Verträglichkeit mit Wasserstoff. Im Mobilitätsbereich unterstützen wir beispielsweise Bahnbetreiber bei der Umstellung auf alternative Antriebe und die dafür nötigen Infrastrukturen.

Auch wir selbst haben im Jahr 2022 unseren Geschäftsbetrieb nachhaltiger gemacht. Neben der Verringerung unserer Treibhausgas-Emissionen haben wir unsere Leitlinien und Regeln zur verantwortungsvollen Unternehmensführung weiterentwickelt. In unserem überarbeiteten Code of Conduct bekennen wir uns weiterhin klar zu Unabhängigkeit, Integrität und Legalität. Wir haben unsere Verantwortung für die Menschenrechte, Arbeits- sowie Sozialstandards betont und bekennen uns zum Schutz der Umwelt und zur Verantwortung für unsere Lieferkette. Wir schätzen die Vielfalt in unserem Unternehmen und fördern diese gezielt, gerade auch in Führungspositionen. Wir dulden keine Diskriminierung und setzen uns für einen respektvollen Umgang miteinander ein. Mit unserem Handeln unterstützen wir aktiv die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.

Unsere Bemühungen tragen bereits Früchte: Im Herbst 2022 wurden wir beim EcoVadis-Nachhaltigkeitsrating mit Platin ausgezeichnet. Damit gehören wir zu dem einen Prozent der nachhaltigsten Unternehmen unter den Teilnehmenden unserer Branche weltweit.

Wir helfen auch ganz konkret dort, wo die Hilfe am dringendsten benötigt wird. Beispielsweise haben wir humanitäre Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine geleistet und unterstützen über unser Joint Venture TÜVTÜRK die Hilfsmaßnahmen nach den schweren Erdbeben in der Türkei.

All das geht nur mit einem nachhaltigen und zukunftsgerichteten Geschäftsmodell. Im vergangenen Jahr haben wir rund 154 Millionen Euro in unser Unternehmen investiert, beispielsweise in neue Prüfkapazitäten für elektromagnetische Verträglichkeit für Elektrogeräte in Großbritannien oder für Lebensmittel in Indien. In den USA und Indien entstanden neue Laborkapazitäten für Medizingeräte.

Ob ein Geschäftsmodell stabil und resilient ist, zeigt sich gerade in Krisenzeiten – und unser Geschäftsmodell hat sich in schwierigen Zeiten bewährt. Unsere breite Aufstellung hilft uns, Schwankungen auszugleichen. Im Jahr 2022 betrug unser Umsatz fast 2,9 Milliarden Euro. Gestiegene Kosten für Energie, IT und viele Prüfmittel belasteten leider unser EBIT, das bei 195 Millionen Euro lag. Damit liegt unser Ergebnis leicht unter den Rekordwerten des Jahres 2021, dem ertragsstärksten Jahr unserer Geschichte. Dennoch sind wir angesichts des schwierigen Marktumfelds zufrieden.

Unser Dank gilt allen Mitarbeitenden und allen Führungskräften von TÜV SÜD, ohne die dieser Erfolg nicht möglich gewesen wäre. Gemeinsam werden wir auch künftig für unsere Kunden daran arbeiten, unsere Zukunft sicherer und nachhaltiger zu gestalten – ganz im Sinn von „ONE TOMORROW“.

München, den 30. März 2023
Der Vorstand der TÜV SÜD AG

Dr. Johannes Bussmann
Ishan Palit
Prof. Dr. Matthias J. Rapp

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